Blick hinter die Kulissen

Führung durch das Theater an der Rott

1 Foyer klein

Seit mehreren Wochen proben die Mädchen und Jungen der Klasse 2d mit ihrer Lehrerin Andrea Schön das Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“, um es auf der Schulbühne aufzuführen. Damit sie die Schauspielwelt kennenlernen, besuchten sie nun das Theater an der Rott.

Spannend und lehrreich war die Führung durch das Schauspielhaus. Theaterpädagogin Gabriela Schmid entführte die Kinder hinter, unter, auf und hoch über die Bühne. Bei der knapp zweistündigen Erkundungstour erfuhren sie viel Wissenswertes.

Von den 30 Personen, die am Theater arbeiten, sind nur neun auf der Bühne als Schauspieler zu sehen. Die anderen werkeln hinter den Kulissen. Wie die Schneiderin, die für die weit mehr als 1000 Kostüme zuständig ist und diese vor Auftritten bügelt, flickt, enger oder weiter näht.

2 Schneiderei klein

3 Fundus klein

Die Bühnen-, Tontechniker und Beleuchter setzen die Spielstücke in Szene. Der Schreiner baut Kulissen. Zum Beispiel eine Wand mit Tür, durch die die Darsteller die Bühne betreten und auch wieder verlassen.

Die Maskenbildner betonen die Gesichter der Schauspieler mit Schminke so, dass deren Gesichtszüge auch noch für die Besucher in den hinteren Reihen erkennbar sind. Denn die vielen Scheinwerfer, die auf den Mimen gerichtet sind, lassen sein Gesicht verblassen.

4 Schminktisch klein

5 Schminkplan klein

Auch Perücken und Bärte knüpfen die Maskenbildner selbst in mühsamer, stundenlanger Arbeit – aus Echthaar. Dieses kauft das Theater von Inderinnen. Lange Haare bis zum Po lassen sich diese extra dafür wachsen und dann fast bis zur Kopfhaut abschneiden. Für eine Strähne liegt der Preis bei 400 Euro.

6 Haarsträhne klein

Die kleinste Bühne im Theater an der Rott ist die im Studio. Sie ist verschiebbar und auch die knapp hundert Sitzplätze um sie herum lassen sich verschieden anordnen. Die Schauspieler bespielen sie von unten. Durch Bodenluken steigen sie hinauf und gehen durch diese auch wieder ab.

7 Studio klein

Den ungemütlichsten Arbeitsplatz haben die Musiker. Der dunkle Orchestergraben unter der Bühne misst nur etwa 40 Quadratmeter. Bis zu 25 Männer und Frauen samt ihren Instrumenten warten hier auf ihren Einsatz. Das kann besonders bei längeren Opern ganz schön anstrengend sein, wie Gabriela Schmid die Arbeitsbedingungen schildert.

8 Orchestergraben klein

In Entzücken geraten die Mädchen im Schuhe-Fundus. Unzählige ausgefallene Schuhpaare sind hier gelagert, um damit auf die Bühnenbretter zu schreiten.

9 Schuhregal klein

Ob für jeden Schauspieler die passende Größe vorhanden ist, fragt ein Kind. „Der Schuh hat zu passen“, meint Schmid. Egal ob er zu groß oder zu klein ist. Wenn der Intendant entscheidet, dass dieser Schuh zur Rolle gehört, trägt ihn der Schauspieler. Am Theater gibt es kein Gezicke, erst recht nicht der Schuhe wegen, lautet die Antwort.

10 Goldener Schuh klein

Über drei Stockwerke - hoch über der Bühne - erstreckt sich der Requisiten-Fundus. Viele alltägliche Dinge finden sich hier wie Kerzenständer, Kaffeemaschine oder Reisepass.

11 Requisiten klein

Auf besonderes Interesse bei den Jungs stoßen die vielen Waffen: Pistolen und Gewehre. Ein Schüler will wissen, ob diese echt sind. Theaterpädagogin Schmid erklärt, dass Requisiten nicht nur möglichst echt aussehen, sondern auch möglichst echt sein müssen. Umso realer wirkt dann nämlich das Bühnenspiel. Deshalb seien auch diese Waffen echt, aber vom Bühnentechniker umgearbeitet. Sie werden mit Luftdruckpatronen geladen und nur mit Luftdruck abgefeuert. Das schmerze zwar auch, wenn man getroffen wird - sei aber wichtig, um die Rolle besser meistern zu können.

Im Theatersaal dürfen die Grundschüler ganz vorne die teuersten Plätzen einnehmen. Und lernen auch gleich, wie man sich richtig benimmt. Wenn man zu seinem Platz durch bereits besetzte Reihen geht, dreht man den Sitzenden immer seine Vorderseite zu. Nie die Rückseite. Das ist sehr unhöflich, erklärt die Theaterpädagogin.

12 Saal klein

Auch Essen und Trinken während der Vorstellung oder Gespräche mit den Nachbarn zeugen von schlechtem Benehmen. Die Schauspieler arbeiten sehr lange für ihren Auftritt und wollen die Zuschauer begeistern. Da stören raschelnde Chipstüten und übersprudelnde Getränkeflaschen genauso wie Tuscheleien mit dem Nebenmann. Als Theaterbesucher kleidet man sich auch schick und kommt mit sauberen Schuhen, die man anlässt und während der Vorstellung nicht auszieht. Auch bei den Armlehnen ist Rücksicht und Absprache mit dem Nachbarn geboten. Wer auf beiden Lehnen im Sessel thront, verhält sich falsch, so Gabriela Schmid.

Wie es sich anfühlt, als Darsteller Applaus zu bekommen, durften die Kinder selbst erfahren. Jedes einzelne Kind kletterte auf die Bühne, verbeugte sich vor seinen Mitschülern im Zuschauerraum und wurde kräftig beklatscht.

13 Bühne klein

Zum Schluss der Führung zeigte die Theaterpädagogin den Grundschülern den Möbel-Fundus, wo es meterhohe Säulen, allerlei Stühle und sogar Särge zu bestaunen gab.

14 Sarg klein

Wer auch weiterhin Theaterluft schnuppern will, den lud Gabriela Schmid in den Theaterclub ein. Hier können die Kinder das Schauspiel erlernen und sogar bei einer Bühnenproduktion mitwirken. Zusätzlich zur Märchenproduktion, für die sie ohnehin schon mit ihrer Schulklasse proben.