Über den Dächern von Eggenfelden
Im Heimat- und Sachunterricht lernten die Viertklässler über die Geschichte ihres Heimatortes: über die Entstehung des Ortes, über die Markt- und Stadterhebung, die mittelalterliche Befestigung, den 30-jährigen Krieg und über die Pest. Um den Geschichtsunterricht erlebbar zu machen, erkundete die Klasse 4f unter der Leitung von Stadtführer Werner Nagel die Heimatstadt Eggenfelden. Viel Interessantes wusste dieser zu erzählen. Beispielsweise über die Brunnen am Stadt- und am Rathausplatz, wo Nagel auch die Neustifter-Skulptur des "Stadtrad/tes" erklärte. Auch die Spitalkirche wurde besichtigt, die als eine von wenigen Kirchen nicht "geostet" ist. Um die mittelalterliche Marktbefestigung erfahrbar zu machen, ging Nagel mit den Mädchen und Jungs die ehemalige Ringmauer ab - bis zu den früheren Toren und Türmen und zum einzig noch stehenden "Grabmaiertor". Der Höhepunkt des Tages war schließlich die Besteigung des Kirchturms. 246 Treppenstufen mussten bis ganz nach oben erklommen werden. Der Ausblick über Eggenfelden war die Mühe wert. In luftiger Höhe suchten die Kinder ihre Häuser oder Wohnungen und genossen den Rundblick – 77 Meter über dem Erdboden. Die Klasse 4f und Lehrerin Andrea Schön danken Werner Nagel für die tolle Führung und freuen sich auf eine Fortsetzung des lebendigen Geschichtsunterrichts. Demnächst nimmt sie Werner Nagel mit auf eine Zeitreise durch Gern.
Ihre Erlebnisse schrieben die Kinder auf den Schul-Tablets nieder:
Maik, Alexander S. und Evelin erzählen Folgendes über den Marienbrunnen:
Herr Nagel hat uns über Pater Johannes Still erzählt, der die Brandschatzung Eggenfeldens durch die Schweden während des 30-jährigen Krieges verhindert hat. Deswegen ist ihm auf dem Marienbrunnen ein Denkmal gesetzt. Der Brunnenstein wiegt 51 Tonnen. Auf den Bildern sieht man, wie wir die Nase der Skulptur mit Wasser beträufeln und streicheln. Der Volksmund sagt, man wird reich, wenn man sich mit dem Brunnenwasser an der Nase wäscht.
Felix F., Paul und Layla erzählen über den Hundling am Fischbrunnenplatz:
Auf dem Denkmal des Hundlings am Fischbrunnenplatz hat der Künstler Joseph Neustifter auch unseren Stadtführer Werner Nagel verewigt: Am Sockel hat er einen „Nagel“ für ihn angebracht, da Werner Nagel in Eggenfelden so bekannt ist wie ein bunter Hund.
Eigentlich wollte der Künstler Neustifter eine Fischdose für den Fischbrunnenplatz gestalten. Doch per Bürgerentscheid wurde dies abgelehnt. Deshalb gestaltete Neustifter ein neues Denkmal, den „Hundling“, der einem anderen Hund einen Fisch vor der Schnauze wegschnappt.
Vincenzo, Leopold und Yousef berichten über das Stadtrad/t:
Als wir am 12. Juli eine Stadtführung mit Herrn Nagel unternahmen, erzählte er uns interessante Informationen über die Statue am Rathausplatz. Dort erkannten wir viele Merkmale der Stadt Eggenfelden. Wir erfuhren auch, dass sich die Figur auf ihrem Sockel um 180 Grad drehen kann. Ganz oben ist der Bürgermeister zu sehen. Er steht auf den Schultern von zwei gegensätzlichen Partei-Angehörigen: Der SPDler und der CSUler fahren Rad und treten - wie dies auch richtige Widersacher tun - gegeneinander. Herr Nagel zeigte uns auch Bilder vom Rathausplatz, der früher ein großer Sportplatz war.
Maximilian L., Lara, Jonas und Ramez über Werner Nagels Privatkirche:
Herr Nagel besitzt eine Kirche. Dort repariert er alte Kirchenfenster. Dazu muss er die Glassplitter am Boden suchen und diese wie Puzzleteile in mühevoller Kleinstarbeit zusammensetzen. Ihm fehlen nur noch drei Scherben. Dann kann er in Rente gehen, meinte er. Die Scheiben bringt er zum Leuchten, wenn er seine Taschenlampe dahinter hält. Er sammelt auch andere alte Dinge, wie zum Beispiel eine alte Kirchenbank, einen Altar oder den Klöppel einer alten Glocke. Nur er hat Zugang zu seiner Kirche. Eigentlich sollte sie abgerissen werden. Dies konnte er verhindern. Stattdessen hat er sie auf Vordermann gebracht und gereinigt. Sie befindet sich unterhalb der katholischen Kirche neben dem Treppenaufgang. An seinem dicken Schlüsselbund hängt auch der Schlüssel für das Knochenkammerl.
Leopold, Vincenzo und Yousef über die Sankt Anna Kapelle:
In der Sankt Anna Kapelle durften wir die Wände nicht anfassen, denn die vielen Bilder sind direkt auf die Wand aufgemalt. Wir durften aber auf den Altartisch klopfen. Das gab schöne Klänge. Herr Nagel zeigte uns auch noch sehr alte (Gold-)Münzen und alte Geldscheine. Auf manchen Scheinen war auf der Vorderseite eine andere Zahl zu lesen als auf der Rückseite. Denn während der Inflation wurde der Wert eines Scheins durch Beschriften geändert.
Elanur, Yagmur und Amine über die Gebeine-Kammer:
Als wir in die Gebeine-Kammer hineingingen, sahen wir eine Leiche. Hinter der Leiche war ein Gitter und dahinter waren alte Knochen von aufgelösten Gräbern. In dem Raum stank es sehr. Herr Nagel hat uns erzählt, dass er viele dieser Knochen selbst aufgerichtet hat. Manche Kinder hatten etwas Angst vor der Leiche und vor den Knochen. Manche glaubten nicht, dass die Leiche echt war. Herr Nagel sagte uns, dass sie aus Leim und Wachs besteht – und nicht echt ist.
Laura, Linh, Maria und Narin über den Aufstieg zum Kirchturm:
Der Aufstieg über die schmalen Stein- und Holztreppen war ziemlich anstrengend. Durch den Schein der Taschenlampen konnten wir die Treppenstufen sehen. Manche Kinder hatten Höhenangst und blieben lieber unten. Beim Aufstieg knarzten die Stufen. Durch die kleinen Wandfenster konnten wir einen Teil der Stadt erblicken. Wir kamen an einer großen Glocke vorbei und hofften, dass sie nicht zu läuten anfängt. Es gibt viele Treppen-Abzweigungen, zum Beispiel zum Langschiff oder eben zu den Glocken. Aus Sicherheitsgründen durften wir beim Treppensteigen niemanden berühren und wir mussten Abstand halten. Wir stiegen 246 Stufen hinauf bis zur Aussichtsplattform.
Felix K., Alexander M., Alexander L. und Maximilian J. über die Aussichtsplattform und den Abstieg vom Kirchturm:
Als wir oben angekommen waren, merkten wir, dass sich der Aufstieg gelohnt hatte. Der Ausblick war überragend. Man konnte die ganze Stadt bewundern. Die gerade noch riesigen Gebäude waren nun winzig klein. Obwohl ein großes, hohes Geländer uns schützte, hatten die meisten Kinder ein mulmiges Gefühl. Nach zwei atemberaubenden Spazierrunden um die Kirchturmspitze schlossen wir die Gittertüren zu und machten uns auf den Rückweg. Während wir uns auf den Abstieg begaben, warfen wir einen kurzen Blick auf die riesige, prachtvolle Glocke. Die Ereignisse werden uns immer in Erinnerung bleiben. Es war ein wundervolles, unvergessliches Erlebnis.