Pädagogischer Tag: Kollegium bildet sich fort über die Entwicklung der Schreibkompetenz
Wie schreiben gelingt? So lautete das Thema des diesjährigen pädagogischen Tags an der Grundschule Eggenfelden. Schulleiter Matthias Schmöller hatte dazu die Kunst-, Medienpädagogin und Sprachentwicklungsexpertin Stephanie Ingrid Müller vom Mediastep-Institut als Referentin eingeladen. Die Wissenschaftlerin zeigte den Lehrkräften den Entwicklungs- und Reifeprozess des Schreibenlernens auf.
Neben dem Sinnes- und Sprachtraining kommt der Entwicklung der Motorik, und zwar von Geburt an, eine besondere Bedeutung zu. Dabei werden die Stufen der Grob-, Fein-, Grapho- und Schreibmotorik unterschieden. Besonders die Schreibmotorik muss ausreichend trainiert und unterstützt werden, damit das Schreiben flüssig gelingt. Zielgenaues Steuern von Bewegungen, die Raum-Lage-Koordination sowie visomotorische Fähig- und Fertigkeiten sind dafür unerlässlich. Als ehemalige Lehrkraft zeigte Müller den Teilnehmern eine Vielzahl an Möglichkeiten und Materialien auf, wie sie mit kleinen Minutenübungen Schüler:innen täglich bei deren Entwicklungsschritten von der Grob- bis hin zur Schreibmotorik unterstützen können: Knete oder Teig kneten, mit Klötzen bauen, Perlen fädeln, Schleifen binden, Fingerspiele zusammen mit Reimen, Fädelspiele, Klatsch-, Hüpf-, Fangspiele, Aufzählreime und andere mehr schaffen die idealen Voraussetzungen beim Kind zum Sprachschrifterwerb. Wie die Referentin betonte, ist für den Schrifterwerb das korrekte Beherrschen der Sprache eine unerlässliche Bedingung.
Zudem mache das Schaffen von Bewegungsanreizen wie Schwungübungen in der Luft, mit dem Fuß auf dem Boden oder mit dem Finger auf dem Rücken des Partners den Kindern Spaß und wirke Verkrampfungen entgegen, riet die Sprachentwicklungsexpertin dem Kollegium. Auch das richtige (Be-)Greifen des (Blei-)Stifts mit dem Dreifinger- und Präzisionsgriff thematisierte Müller und stellte den Lehrkräften eine Auswahl besonders geeigneter Schreibgeräte zur Verfügung, die unter anderem wegen ihres ergonomisch geformten Dreikantprofils den Dreifingergriff unterstützten und wegen ihres eingebauten Stoßdämpfers zu starken Druck verhinderten.
Besondere Bedeutung komme dem Füller als weiterem Schreiblerngerät zu, so Müller. Er gebe dem Schreiber haptische Rückmeldungen: Eine zu steile oder zu flache Stifthaltung verhindere fließendes Schreiben oder der Tintenfluss stoppe dann sogar. Dadurch lerne das Kind, im richtigen Winkel flüssig und entspannt mit dem Füller zu schreiben.
Neben dem richtigen Schreibgerät sei für das Gelingen des komplexen Schreibvorgangs auch die richtige Körper-, Arm-, Hand- und Fingerhaltung wichtig, wie Müller weiter ausführte.
Einen hohen Stellenwert wies die Dozentin dem Erlernen der verbundenen Handschrift, der Schreibschrift, zu: Wie Untersuchungen aus den Fachgebieten der Pädagogik, Psychologie und Neurowissenschaften belegen würden, habe die verbundene Schrift bedeutende Auswirkungen auf das Lernverhalten von Kindern. Dadurch entwickle das Gehirn immer wieder neue Verschaltungen, die sich verstetigten und zu einem festen Bestandteil des Gehirns würden: Es zeige sich, dass die verbundene Handschrift die Buchstaben- und Worterkennung, das Textverständnis, abstraktes Denken und das Gedächtnis an sich verbessern würden. Sie mache das Lernen schneller und effizienter, nicht nur in den Bereichen Lesen und Schreiben, sondern in allen Fächern. Schreibschrift ist Kognition, so Müller.
Ausgestattet mit dem nötigen Fachwissen und einem Bund an spielerischen, motivierenden Trainingsmöglichkeiten zogen Schulleiter Matthias Schmöller sowie die Lehrkräfte der Grundschule Eggenfelden ein sehr positives Résumé aus der Fortbildungsveranstaltung.
Interessierten Eltern bietet sich die Möglichkeit, sich auf der Internetseite www.mediastep-institut.de über den Schreiblernprozess der Kinder zu informieren.