Flex-Klasse, Inklusion und Digitalisierung
Josef Schätz, neuer Leiter des Bereichs "Schulen" an der Regierung, blickt einen Vormittag in den Alltag der Grundschule
Besuch in der Klasse 4a: von rechts Bürgermeister Wolfgang Grubwinkler, Klassenlehrer Manuel Hackner, Rektor Matthias Schmöller, Abteilungsdirektor Josef Schätz, Elternbeiratsvorsitzender Christian Jaeger, Bettina Schneider (Vorsitzende des Fördervereins), MdL Reserl Sem, Schulrat Thomas Knab, Schulreferentin Anita Hölzl, Flex-Klassenlehrerin Doris Berger und Schulamtsdirektorin Elisabeth Kapfhammer. − Fotos: Kessler
Eggenfelden. Welche Erfahrungen hat man mit den Flex-Klassen gemacht? Wie groß ist der Einfluss der Digitalisierung auf die Grundschule? Und wie bringt man die Anforderungen einer modernen Gesellschaft mit dem Lehr- und Erziehungsauftrag zusammen? Praxisnah hat sich Josef Schätz, neuer Leiter des Bereichs "Schulen" der Regierung von Niederbayern, davon bei seinem Besuch an der Grundschule einen Eindruck verschafft.
Die Vorbereitungszeit ist kurz, doch Klasse 4a ist hoch motiviert. An diesem Vormittag sollen sie dem Gast aus Landshut zeigen, wie sie digitale Medien im Unterricht sinnvoll nutzen. In kleinen Gruppen erarbeiten sie ein Thema, recherchieren im Internet, drehen ein Video – und dann wird darüber diskutiert. Es geht um die Frage: "Warum bekomme ich kein Handy, mein älterer Bruder aber schon?"
Josef Schätz war selbst viele Jahre Lehrer an der Hauptschule in Landau, nach Stationen als Konrektor und Rektor wurde er 2000 zum Schulrat ernannt, arbeitete ab 2004 am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München. 2007 wurde ihm die Leitung der Abteilung "Grund-, Haupt- und Förderschulen" übertragen, seit kurzem ist er nun Leiter des kompletten Bereichs "Schulen" bei der Regierung von Niederbayern.
Für den Besuch an der größten Grundschule im Landkreis hat sich Josef Schätz den ganzen Vormittag Zeit genommen – der Einblick, den er erhält, ist umfangreich.
Sehr erfolgreich werde in Eggenfelden seit 2012 beispielsweise das Flex-Klassen-Modell umgesetzt, wie Lehrerin Doris Berger berichtet. Viele würden das Angebot nutzen, sich für die ersten zwei Grundschulklassen drei Jahre Zeit zu nehmen. Aber es gebe auch Schüler, die nur ein Jahr dafür brauchen. Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung werde hier groß geschrieben, die "Großen" helfen den "Kleinen", selbstständiges Arbeiten sei an der Tagesordnung.
Generell, so betont Rektor Matthias Schmöller, sei die Grundschule Eggenfelden trotz ihrer Größe sehr eng vernetzt, man tausche sich aus im Kollegium, spreche sich ab, unterstütze sich. Ein "Segen" sei die Schulsozialarbeiterin für die Grundschule. "Das ist mit das wichtigste Unterstützungssystem, das ich als Schulleiter habe", betont Schmöller. Anfangs durchaus kritisch beäugt, hat sich der Einsatz von Tablets im Unterricht mittlerweile als sehr wertvoll herausgestellt, erklärt der Schulleiter weiter. Die Kinder nutzen diese zum Recherchieren, drehen Videos, machen Fotos, lernen den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien.
Unabdingbar für einen adäquaten Einsatz sei hier jedoch die Ausstattung: Beamer, Leinwand, Dokumentenkamera, Lautsprecher – "diese Mindestausstattung durchzusetzen, ist ein sehr großer Aufwand", so Schmöller, im Zuge der Teilsanierung könne dies zumindest in den entsprechenden Klassenzimmern realisiert werden. Sein Wunsch: Den "Tabletkoffer", der nahezu den ganzen Schultag über im Einsatz ist, mit einem zusätzlichen Computerraum ein wenig entlasten.
Im Zimmer der 4a läuft derweil die Diskussion, ob man in der 4. Klasse denn schon ein Smartphone braucht, auf Hochtouren. Klassenlehrer Manuel Hackner verknüpft das "Argumentieren" mit den digitalen Medien – und der Auseinandersetzung darüber.
Josef Schätz ist beeindruckt: "Natürlich geht es an der Grundschule immer noch um Lesen, Schreiben, Rechnen. Aber auch der Umgang mit digitalen Medien ist mittlerweile fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Es ist gut, wenn hier schon in der Grundschule eine sinnvolle Basis geschaffen wird."
Neben dem Besuch von Flex-Klasse und Unterricht der 4a verschaffte sich Josef Schätz bei seinem Besuch auch noch einen Einblick in die Gebundene Ganztagsklasse, erfuhr, wie Inklusion an der Grundschule funktioniert und wie Migration und Sprachförderung mit dem Alltag vereinbar sind.
Begleitet wurde der Vertreter der Regierung von Niederbayern dabei von MdL Reserl Sem, Bürgermeister Wolfgang Grubwinkler, Schulamtsdirektorin Elisabeth Kapfhammer, Schulrat Thomas Knab, Elternbeiratsvorsitzendem Christian Jaeger, Fördervereinsvorsitzender Bettina Schneider und Schulreferentin Anita Hölzl. Musikalisch begrüßt hatte die Gäste der Chor unter Leitung von Matthias Altmannsberger und der Bläserklasse unter Leitung von Lea Schwarz).
Hannah Weinmayr erklärt dem Gast aus Landshut, wie sie das Tablet im Unterricht einsetzt.
Rottaler Anzeiger (Bericht von Doris Kessler) vom 30.06.2018