Klasse 4f blickt hinter die Kulissen des Theaters an der Rott
Um die Schauspielwelt kennen zu lernen, besuchte die Klasse 4f mit ihrer Klassenleiterin Andrea Schön das Theater an der Rott.
Spannend und lehrreich war die Führung durch das Schauspielhaus. Theaterpädagogin Gabriela Schmid entführte die Kinder hinter, unter, auf und hoch über die Bühne. Bei der Erkundungstour erfuhren sie viel Wissenswertes.
Von den 30 Personen, die am Theater arbeiten, sind nur neun auf der Bühne als Schauspieler zu sehen. Die anderen werkeln hinter den Kulissen.
Wie die Schneiderin, die für die weit mehr als 1000 Kostüme zuständig ist und diese vor Auftritten bügelt, flickt, enger oder weiter näht.
Die Bühnen-, Tontechniker und Beleuchter setzen die Spielstücke in Szene. Der Schreiner baut Kulissen. Zum Beispiel eine Wand mit Tür, durch die die Darsteller die Bühne betreten und auch wieder verlassen können.
Die Maskenbildner betonen die Gesichter der Schauspieler mit Schminke so, dass deren Gesichtszüge auch noch für die Besucher in den hinteren Reihen erkennbar sind. Denn die vielen Scheinwerfer, die auf den Mimen gerichtet sind, lassen sein Gesicht verblassen.
Auch Perücken und Bärte knüpfen die Maskenbildner selbst in mühsamer, stundenlanger Arbeit – aus Echthaar. Dieses kauft das Theater von Inderinnen. Lange Haare bis zum Po lassen sich diese extra dafür wachsen und dann fast bis zur Kopfhaut abschneiden. Für eine Strähne liegt der Preis bei 400 Euro.
Die kleinste Bühne im Theater an der Rott ist die im Studio. Sie ist verschiebbar und auch die knapp Hundert Sitzplätze um sie herum lassen sich verschieden anordnen. Zur Zeit steht hier die Kulisse für die Komödie SHAKESPEARES SÄMTLICHE WERKE (LEICHT GEKÜRZT). Wir durften darüber auf die Empore steigen. Von dort oben ließen sich schon Schauspieler abseilen für ihren Auftritt. Oder: Musiker und Mimen spielen direkt von oben – was für einen Überraschungseffekt sorgt.
Den ungemütlichsten Arbeitsplatz haben die Musiker. Der dunkle Orchestergraben unter der Hauptbühne misst nur etwa 40 Quadratmeter. Bis zu 25 Männer und Frauen samt ihren Instrumenten warten hier auf ihren Einsatz. Das kann besonders bei längeren Opern ganz schön anstrengend sein, wie Gabriela Schmid die Arbeitsbedingungen schildert.
In Entzücken geraten die Mädchen im Schuhe-Fundus. Unzählige ausgefallene Schuhpaare sind hier gelagert, um damit auf die Bühnenbretter zu schreiten. Selbstverständlich sind die Modelle nicht in allen Größen vorrätig. Der Schauspieler zwängt sich entweder in den Schuh oder stopft ihn aus. Dennoch betritt er die Bühne gekonnt – auch ohne zu jammern.
Über drei Stockwerke - hoch über der Bühne - erstreckt sich der Requisiten-Fundus. Viele alltägliche Dinge finden sich hier wie Kerzenständer, Kaffeemaschine, Reisepass und altertümliche Telefonapparate.
Auf besonderes Interesse bei den Jungs stoßen die vielen Waffen: Pistolen und Gewehre. Ein Schüler will wissen, ob diese echt sind. Theaterpädagogin Schmid erklärt, dass Requisiten nicht nur möglichst echt aussehen, sondern auch möglichst echt sein müssen. Umso realer wirkt dann nämlich das Bühnenspiel. Deshalb seien auch diese Waffen echt, aber vom Bühnentechniker umgearbeitet. Sie werden mit Luftdruckpatronen geladen und nur mit Luftdruck abgefeuert. Das schmerze zwar auch, wenn man getroffen wird - sei aber wichtig, um die Rolle besser meistern zu können.
Im Theatersaal dürfen die Grundschüler ganz vorne die teuersten Plätzen einnehmen. Und lernen auch gleich, wie man sich richtig benimmt. Denn Respekt und höfliches Verhalten werde am Theater groß geschrieben, so Schmid. Wenn man zu seinem Platz durch bereits besetzte Reihen geht, dreht man den Sitzenden immer seine Vorderseite zu. Nie die Rückseite. Das ist sehr unhöflich, erklärt die Theaterpädagogin.
Auch Essen und Trinken während der Vorstellung oder Gespräche mit den Nachbarn zeugen von schlechtem Benehmen. Die Schauspieler arbeiten sehr lange für ihren Auftritt und wollen die Zuschauer begeistern. Da stören raschelnde Chipstüten und übersprudelnde Getränkeflaschen genauso wie Tuscheleien mit dem Nebenmann. Als Theaterbesucher kleidet man sich auch schick und kommt mit sauberen Schuhen, die man anlässt und während der Vorstellung nicht auszieht. Auch bei den Armlehnen ist Rücksicht und Absprache mit dem Nachbarn geboten. Wer auf beiden Lehnen im Sessel thront, verhält sich falsch.
Wie es sich anfühlt, als Darsteller Applaus zu bekommen, durften die Kinder selbst erfahren. Jedes einzelne Kind bestieg die Bühne, gab vor allen preis, was es am meisten liebt, verbeugte sich vor seinen Mitschülern im Zuschauerraum und wurde dafür kräftig beklatscht.
Wer auch weiterhin Theaterluft schnuppern will, den lud Gabriela Schmid in den Theaterclub ein. Hier können die Kinder das Schauspiel erlernen, sogar bei einer Bühnenproduktion mitwirken und Teil der großen Theaterfamilie werden.
Mit großer Vorfreude erwartet die Klasse nun die Aufführung des Stücks RÄUBER HOTZENPLOTZ UND DIE MONDRAKETE, das alle Kinder der Grundschule Eggenfelden im Dezember besuchen werden. Um den Entstehungsprozess und die Arbeit von Schauspielern, Regisseur und Bühnentechniker näher kennen zu lernen, hat sich die Klasse 4f bereits zu einem Besuch bei einer Probe des Stücks angemeldet.