Amors Pfeile aus Kindermund
Grundschul-Chor wirkt bei "Carmina Burana" am Theater an der Rott mit – Seit Oktober wird geprobt
von Doris Kessler
Als Flüchtlingskinder dürfen ein paar Mädchen und Buben des Grundschulchores ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen
Eggenfelden. Am Theater an der Rott feiert heute Abend mit Carl Orffs "Carmina Burana" eines der wohl bekanntesten Stücke ernster Musik des 20.Jahrhunderts Premiere – und der Chor der Grundschule ist mittendrin. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit bei "Heidi" im vergangenen Jahr dürfen die Mädchen und Buben nun erneut zwischen Profis ihr Gesangstalent beweisen. 55 Kinder dabei unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung.
55 kleine "Amors" stehen auf der Bühne
"Wir spielen Amor. Das ist fast so etwas wie die Hauptrolle, denn wir bringen zwei Menschen dazu, sich ineinander zu verlieben" – das Mädchen, das gerade stolz über ihren Part bei "Carmina Burana" erzählt, ist zehn Jahre alt. Das Thema Liebe, es weckt ein wenig Neugier, vor allem aber verschmitztes Gelächter. Wenn Erwachsene sich küssen, dann ist das immerhin ganz schön peinlich.
In "Carmina Burana" ist es das nicht, denn da gehört, so wird weiter erklärt, das mit dem Verliebtsein und dem Küssen fest zur Handlung dazu. Überhaupt sind die vielen kleinen "Amors", die gerade gesanglich und mimisch ihr Bestes geben, damit die zwei Liebenden sich doch noch kriegen, ziemlich stolz auf ihre Leistung.
Immerhin ist das Stück, das sie singen, lateinisch. Noch dazu stehen sie inmitten von Profis auf der Bühne des Theaters an der Rott, folgen konzentriert den Anweisungen von Regisseur und Dirigent – und das alles, ohne sich die Nervosität und das Lampenfieber anmerken zu lassen.
Hinter Matthias Altmannsberger, Konrektor und Leiter des Grundschulchores, und seinen Schützlingen liegen viele Monate Arbeit. Seit Oktober 2016 hat er die sechs- bis zehnjährigen Mädchen und Buben auf Carl Orffs Meisterwerk vorbereitet, hat sich mit den Kindern die verschiedenen Stücke angehört und sie mit den Melodien vertraut gemacht.
Regisseur Rainer Vierlinger hat den jungen Sängern dann die Rahmenhandlung erklärt, erzählt, dass es sich bei der "Carmina Burana" um eine Sammlung weltlicher Lieder handelt, die aus Benediktbeuern stammt und 1934 von Carl Orff entdeckt worden war. Seit Januar wird intensiv geprobt – nicht nur am lateinischen Text und der Melodie, sondern auch, was die Anweisungen des Dirigenten Christian Schmidbauer betrifft. "Hier mussten die Kinder zuerst lernen, was es bedeutet, wenn der Dirigent seinen Taktstock schwingt – damit sie das Gezeigte in der Aufführung auch umsetzen können", beschreibt Matthias Altmannsberger die Anfänge.
Die Idee zur "Carmina Burana" kam vom Theater selbst – hatte man bei "Heidi" schon gut zusammen gearbeitet, so wollte Intendant Dr. Uwe Lohr beim Orffschen Meisterwerk erneut auf den Grundschulchor zurück greifen, zumal die Mädchen und Buben rein räumlich nur ein paar Meter vom Theater an der Rott trennen. Während der Proben wurde auch dem Kinderchor, mitunter zentrales Element der "Carmina Burana", mehr Raum gegeben. "Die Mädchen und Buben wurden in die szenische Umsetzung miteingebunden, kleinere schauspielerische Einlagen kamen dazu", freut sich der Chorleiter.
Ein unbeschreibliches Erlebnis für die jungen Sänger: "Es sind tolle Erfahrungen, die die Kinder hier durch ihre Mitwirkung machen können", sagt Matthias Altmannsberger. Wie ein Stück geprobt wird. Was hinter der Bühne während einer Vorstellung so alles passiert. Wie es ist, vor hunderten Zuschauern auf der Bühne zu stehen. Wie sich die Profis – Solisten und der Chor des Theaters an der Rott - "warmsingen" und was man gegen Nervosität und Lampenfieber machen kann.
Heute Abend Premiere
Weil 55 Kinder auf der Bühne nicht unter einen Hut zu bekommen sind, wurde der Chor in drei Gruppen aufgeteilt – so steht abwechselnd an jedem Abend eine andere Gruppe auf der Bühne. "Das war allerdings fürs Theater bei den Proben durchaus eine Herausforderung", erzählt Matthias Altmannsberger. Denn was der Regisseur an Probentag 1 zu seinen Akteuren gesagt hat, wussten die erwachsenen Darsteller freilich an Tag 2 noch – für die Kindergruppe allerdings, die ja eine ganz andere war als am ersten Tag, mussten viele der Anweisungen noch einmal wiederholt werden. Doch auch das klappte ohne größere Probleme – und so steht heute für die jungen Akteure die große Premiere an. Matthias Altmannsberger ist überzeugt, dass die Mädchen und Buben ihre Aufgabe mit Bravour meistern werden: "Die haben bei den Proben jetzt so super mitgemacht, da bin ich mir sicher: die Kinder werden der Höhepunkt des Stücks sein."